Die Geschichte und Kultur des Islam

25. März 2021

1 Die Entstehung

Die Muslime bezeichnen die Zeit vor dem Islam als die „Dschahiliyya“, die Zeit der Unwissenheit. Die arabische Halbinsel war zu dieser Zeit geprägt von einer polytheistischen Stammesgesellschaft mit archaischen Sitten, in der Frauen und Sklaven rechtlos waren. Mekka galt als ein Handelszentrum und bedeutende Kultstätte, das die von Abraham erbaute Kaaba beherbergte. Dieses Gotteshaus war Ziel für Pilger vieler Stämme der arabischen Halbinsel. Dort verehrten sie zahlreiche Götterfiguren, deren Herstellung und Verkauf eine wichtige Einnahmequelle waren. In diese Gesellschaft wurde der Prophet Muhammad um 570 hineingeboren.

Es ist bekannt, dass er von Anfang an die herrschende soziale (Un)Ordnung ablehnte. Dennoch überzeugte er mit seinem guten Charakter die Menschen und erhielt den Beinamen Al – Emin (der Vertrauenswürdige). Der Prophet Muhammad heiratete im Alter von 25 Jahren Khadidschah, eine Kaufmannswitwe, die älter als der Prophet war.

Ab seinem dreißigsten Lebensjahr zog er sich alljährlich für eine kurze Zeit auf dem Berg Hira zurück. Sowie seine zeitgenössische Monotheisten sagte er sich vom Polytheismus los und wandte sich vom Götzendienstab, um den einen, einzigen Gott zu suchen. An diesem Ort erschien ihm im Jahre 610 der Erzengel Gabriel, um ihm seine Aufgabe als Gesandten Gottes durch eine Offenbarung zu verkünden. Der Erzengel sprach zum Gottesgesandten Muhammad: „Lies! Im Namen deines Herren, Der erschaffen hat, erschaffen hat den Menschen aus geronnenem Blut. Lies! Denn dein Herr ist der Allgükige, Der (den Menschen) lehrte durch die Feder, den Menschen lehrte, was er nicht wußte.“ (Sura 96, Vers 1-5).

Bis zu seinem Tode im Jahre 632 folgten zahlreiche weitere Botschaften Gottes. Sie sind später zu einem Buch zusammengetragen worden, das bis heute als der edle Qur’an die Lebensziele der Muslime bestimmt. Der Wortlaut des Qur’ans umfasst Aussagen über die Attribute Gottes, die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung und der gottgefälligen Lebensweise. Die Aufgabe, Gottes Botschaft an die Menschen weiterzuvermitteln, brachte den Propheten in Konflikt mit den wohlhabenden Mekkanern, die ihre Macht, ihre Geschäfte und ihre polytheistischen Gewohnheiten gefährdet sahen. Im Jahre 622 war der Druck auf die kleine islamische Urgemeinde so groß geworden, dass sie sich gezwungen sah, nach Medina auszuwandern. Der Gesandte Gottes war bereits mit Medinensern zusammen getroffen, die sich von der Botschaft überzeugen ließen und sich zum Islam bekannten. Sie beherbergten den Propheten und seine Anhänger in ihrer Stadt. Die Auswanderung nach Medina, Hidschra genannt, bedeutet für die Muslime faktisch die Geburt des Islam als Religion. Denn von diesem Zeitpunkt an lebte die erste islamische Gemeinde nach den Inhalten der offenbarten Regeln aus disem Grund beginnt die Muslimische Zeitrechnung mit dem Jahr 1922.

Zwei Jahre vor seinem Tod, im Jahre 630 kehrte der Gottesgesandte mit seinen Gefährten in seine Heimatstadt Mekka zurück. Aus der Kaaba wurden die Statuen, die den Polytheismus symbolisierten, entfernt und sie gilt bis heute als die Gebetsrichtung aller Muslime. Im selben Jahr vollzog der Prophet seine letzte Pilgerfahrt und kehrte nach Medina zurück, wo er 632 starb.

2 Die vier Kalifen

Der Prophet hatte weder einen politischen noch einen religiösen Nachfolger bestimmt. Die rechtgeleiteten Kalifen übernahmen die Führungsaufgaben der islamischen Gemeinde (umma) und sorgten für die innere und äußere Sicherheit, die Ernennung der Richter und für das wirtschaftliche und soziale Gleichgewicht unter den Bürgern. Darüber hinaus waren die ersten Kalifen als Leiter der Gemeinde auch in religiösen Angelegenheiten bevollmächtigt: sie ernannten beispielsweise die Imame der Moscheen und sorgten für die Umsetzung des religiösen Rechts. Die islamische Gemeinde beauftragte mit diesen Aufgaben unmittelbar nach dem Tod des Propheten die vier rechtgeleiteten Kalifen. Das waren:

1. Abu Bakr (632 – 634)

2. Umar (Türk. Ömer) (634 – 644)

3. Uthman (Türk. Osman) (644 – 656)

4. Ali (656 – 661)

Die Kalifen werden rechtgeleitet genannt, weil sie der Tradition des Propheten sowohl in religiöser als auch in sozio-politischer Hinsicht entsprachen.

Abu Bakr (türkisch Ebu Bekir) wurde zum ersten Kalifen der islamischen Gemeinde beauftragt. Er war der Schwiegervater und der engste Gefährte des Propheten. Unter ihm begann die islamische Gemeinde sich geographisch auszubreiten. Sie drang bis in das Gebiet des heutigen Irak und Palästina vor. Abu Bakr beauftragte die Schriftgelehrten die erste Fassung des Qur’ans zu schreiben bzw. zusammen zu stellen. Unter seinem Nachfolger Umar / Ömer nahm die geografische Ausbreitung zu: 635 wurde zunächst Damaskus, 639 – 641 Ägypten und 640 – 644 Persien hinzugewonnen. Nun erklärte Umar (Omar / türkisch Ömer) den Zeitpunkt der Hidschra 622 zum Beginn der neuen islamischen Zeitrechnung. Ein „Wahlkreis“ wählte Uthman (türkisch Osman) zum dritten Kalifen. In seiner Regierungszeit erfuhr der Qur’an seine Verbreitung und seine erste Vervielfältigung. Der vierte und letzte rechtgeleitete Kalif war Ali, der Schwiegersohn des Propheten. Mit ihm ging die Tradition der von der Gemeinde ernannten Kalifen zu Ende.

3 Die Umayyaden (661 – 750)

Im Jahre 661 errang in Syrien der Stamm der Umayyaden die Herrschaft. Sie führten die Regierungsform der Dynastie in ihrem Herrschaftsgebiet ein und herrschten bis ins Jahr 750. Im Gegensatz zu den rechtgeleiteten Kalifen waren die Umayyaden nicht gewählt, sondern durch Vererbung legitimiert worden. In dieser Epoche dehnten sich die Grenzen des islamischen Gebiets bis zum Atlantik (um 691), Byzanz und Südspanien (um 711) aus. Auf Grund interner Konflikte spaltete sich die Umayyaden Dynastie und ein Teil gründete in Spanien ein eigenes Reich. Bis heute ist es als al-Andalus bekannt – das maurische Spanien. Während die Herrschaft der Umayyaden in Damaskus im Jahre 750 endete, regierte die Dynastie im maurischen Spanien bis 1492.

Auf der iberischen Halbinsel erfuhr der Islam in Literatur, Kunst und Wissenschaft seine Blütezeit. Ein Beispiel für die Errungenschaften des spanisch – umayyadischen Reiches war die berühmte Moschee in Cordoba, die 1031 geschliffen wurde. Mit dem Baukomplex der Alhambra ist eines der schönsten und beeindruckendsten Bauwerke des islamischen Andalusien bis heute erhalten geblieben.

4 Die Abbasiden (750 – 1258)

Im Jahre 750 gelangten die Abbasiden an die Macht. Der Kalif Al-Abbas verfolgte die Umayyaden und schickte sie in die Verbannung.

Aber erst unter seinem Bruder Al-Mansur erlangte die zweite Dynastie der Abbasiden das goldene Zeitalter. Ein zentralistisch regiertes Weltreich mit der Hauptstadt im irakischen Bagdad sorgte für neue Institutionen in der Rechtspflege und Verwaltung, im Handel und Militär, in Arbeit und Kapital, im Steuer- und Bodenrecht, in Kultur und Philosophie; dazu prägte eine rasche Verstädterung das Herrschaftsgebiet der Abbasiden.

5 Die Seldschuken (1055 – 1258)

Während die Dynastie der Abbasiden nur noch formal an der Spitze des Reiches stand, weiteten die türkischstämmigen Seldschuken ihren Machtbereich von Bagdad bis nach Anatolien aus. Obwohl die Abbasiden theoretisch noch herrschten, gelangte die Macht mehr und mehr in ihre Hände. Zu dieser Zeit gelangte die Kunst in Persien zu einem Höhepunkt. Bald teilte sich auch das seldschukische Reich. Es entstand im heutigen Anatolien das Reich der Rum-Seldschuken. Sie errichteten prachtvolle Moscheen, Universitäten und Grabbauten, die bis heute das historische Kulturgut der Türkei prägen und bereichern.

6 Die Osmanen (1299 – 1923)

Ertugrul Bey, ein seldschukischer Stammesführer, ließ sich Ende des 13. Jahrhunderts in Westanatolien nieder und gründete ein Reich, das später den Namen seines Sohnes Osman erhielt. Zu den zentralen historischen Ereignissen zählt die Eroberung Istanbuls im Jahre 1453 durch Mehmed II. Istanbul wurde neue Hauptstadt des beginnenden Weltreiches.

Unter Bayazid II. eroberten die Osmanen nun auch den arabischen Raum. In den Jahren 1516 bis 1517 schloss Selim I. Syrien, Ägypten und die heiligen Städte Mekka und Medina in die Grenzen des Reiches ein. Ab diesem Zeitpunkt besaßen die osmanischen Herrscher den Kalifentitel. Unter Süleyman dem Prächtigen erlangte das Reich seine größte Ausdehnung und seinen militärischen und kulturellen Höhenpunkt. Die geografische Expansion richtete sich dann nach Westen. Die Niederlage vor Wien war der Beginn des stetigen Verfalls vom osmanischen Reich. 1923 wurde die türkische Republik gegründet und ein Jahr später wurde das Kalifat aufgelöst.

Dieser Artikel wurde verfasst von bdmjadmin